Ja, wo sind wir denn?

Heute war die ganze Familie bummeln. Wir haben uns schon früh auf den Weg ins nahe gelegene Einkaufscenter gemacht. Denn traditionell beginnen wir so einen Bummeltag mit einem Kaffee im Coffee Shop. Danach ist keiner mehr brummelig und wir können den Tag genießen. Eigentlich…

Ohne Kaffe geht gar nichts

Wir betraten die sogenannte Shop-Area und sahen uns nach einem Platz um. Es waren zwar noch ein paar schicke, und bequeme Ledersessel frei, die um ein rundes Holztischchen drapiert waren, aber meine Mädchen wollten an den Bistrotisch mit den Eisenstühlen. Diese rückenlehnenlosen Hippster-Sitzgelenheiten sind bei ihnen gerade sehr en vogue. Außerdem saßen sie dort höher und können „schauen“.

Ach, sitzen Sie doch bequem…

Mausi setzte sich schon mal hin. Irgendwie bekommt sie das jedes Mal super geregelt. Ich habe mit diesen Stelzenhockern immer so meine Probleme. Die Sitzflächen sind für das Durchschnittsausmaß eines Vorstadtmutti-Hinterns wie meinen, einfach nicht gemacht. Ich nehme die Bestellung meiner Familie auf und überlege auf dem Weg zum Tresen schon mal, auf welcher Arschbacke ich die nächste halbe Stunde absitzen möchte.

Denise, keine ist wie diese…

Am Verkaufstresen angekommen, blickte ich in das Gesicht einer professionellen Kaffeeverkäuferin. Auf ihrem Namensschild stand „Denise“. Ich bin ein freundlicher Mensch und sage: „Moin.“ Die Verkäuferin sah mich starr an und erteilte mir dann schnippisch einen Rüffel: „Wir sind hier in Deutschland. Guten Morgen.“ Ich sah die junge Frau verständnislos an. Motte, die zum Tragen mitgekommen war, verdrehte kurz die Augen. Mein Gatte machte seinem Unmut durch einen langgezogenen Tssss-Laut Luft und ich atmete tief ein.

Alter Falter, hatte die sie noch alle. So ein deutschtümelnder Blödsinn und das vor meinem ersten Morgenkaffee, echt jetzt? Mein inneres Ooohhmmm fand das auch ziemlich frech, und schlug mir ausnahmsweise mal keine Friedensverhandlungen vor.

Google das, Denise…

Ich lächelte Denise an und sagte sehr pointiert: „Ach was, ist das so?“  Und weiter: “Na, dann … ich hätte sehr gerne eine befleckte Milch, mittelgroß, dann noch eine aus Mailand stammende Kaffeezubereitung, bei der heißes Wasser mit hohem Druck, durch sehr fein gemahlenes Kaffeemehl aus gerösteten Kaffeebohnen gepresst wird, dann noch ein Schwarzteegetränk mit Milch, Zucker und einer indischen Gewürzmischung in groß, und ein großes, mit Milch zubereitetes Schokoladengetränk. Wenn Sie damit fertig sind, bringen Sie uns das doch bitte an den französischen Frühstückstisch mit den Folterhockern. Danke. Oh, ach ja – Guten Morgen auch Ihnen.“

Tusch, Abgang – Familie Jaklitsch

Ich drehte mich auf dem Absatz um, und meine verdutzte Entourage folgte mir zu unserem Bistrotisch. Mein Mann räusperte sich: „Hüstel … ähm, was hast Du eigentlich gerade bestellt?“ „Latte Macchiato, Esspresso, Chai Latte und einen Kakao“, sagte ich und grinste breit. „“Meinst Du, sie kriegt das hin“, fragte mein Mann und grinste nun auch. „Sie kann ja herkommen und nachfragen“, antwortete ich. Im Augenwinkel sah ich, wie Denise hektisch hinter dem Tresen hin- und herlief.

Doch noch Friedensverhandlungen…

Ein junger Kollege kam an unseren Tisch. „Entschuldigen Sie bitte, aber könnten Sie mir wohl Ihre Bestellung wiederholen?“ Ich unterdrückte den Impuls, den netten jungen Mann zu fragen, ob er italienisch könne und sagte ihm, was wir trinken wollten. Der zog von dannen und kümmerte sich um unsere Bestellung. Er bekam später von meinem Mann noch ein fulminantes Trinkgeld.

Meine Gene…

Wir haben unsere Heißgetränke dann doch noch richtig genießen können. Als wir dann gingen, mussten wir wieder am Tresen vorbeigehen. Und im Vorbeischlendern hörte ich meine Tochter sagen: „Nachher holen wir uns hier noch einen traditionellen, amerikanischen Rührteigkuchen, mit super viel Schokoladenpulver und Schokoladenstückchen. Ja?“

Sie liebt Brownies und ich liebe sie…